Chronik

 

Im Jahre 1921 kam der Gedanke auf, eine Musikkapelle zu gründen. Es wurde eine Versammlung einberufen, die oberhalb des Dorfes im Wald stattfand, und an der zehn junge Männer teilnahmen. Man beschloss damals, Arnold Büdenbender die Leitung des Vereins zu übertragen.

Als erstes galt es, die nötigen Instrumente zu beschaffen. Die Geldfrage schien unüberwindlich. Doch durch sein eifriges und tatkräftiges Arbeiten gelang es Arnold Büdenbender, bei dem Unternehmer Albert Irle in Deuz das Geld für die Beschaffung der Instrumente leihweise zu erhalten. Diese Startkapital wurde später durch die Mitglieder wieder zurückgezahlt.

Die Firma Meinel & Herold in Klingenthal erhielt den Auftrag, bei einer Anzahlung von 1000,- Mark, zehn Musikinstrumente zu liefern. Nach einigen Wochen trafen diese ein. Nun wurden weitere 6380,60 Mark fällig.

Das war 1921 eine gewaltige Summe. Wie groß die Freude in Walpersdorf über diese wertvollen Stücke war, zeigt ihre Überführung nach Walpersdorf. Mit einem geschmückten Wagen wurden die insgesamt sieben Kisten vom Bahnhof in Deuz zum ersten Übungslokal bei Philipp Frevel gebracht.

In Josef Büdenbender aus Irmgarteichen fanden die jungen Musiker einen Kapellmeister, der mit viel Idealismus die Schulung der Kapelle, die inzwischen auf die stattliche Zahl von etwa 30 Mann angewachsen war, übernahm. Die Einzel- und Hauptproben, die den Musikern und ihrem Dirigenten alles abverlangten, wurden abwechselnd in Walpersdorf und Irmgarteichen abgehalten.

Die Musikkapelle Walperdorf im Gründungsjahr.

 

Die Aktiven opferten das bisschen Freizeit, das ihnen in diesen Jahren zwischen ihrer Arbeit im Betrieb und in der Landwirtschaft blieb. Das fleißige Üben wurde durch ein erstes Auftreten im Jahr 1922 belohnt. Bei der Prozession zu Christi Himmelfahrt in Netphen hatten sie Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Der erste Übungsraum war schon bald zu klein, weshalb als Vereins- und Übungslokal zunächst die Gaststätte Johannes Fuhrmann gewählt wurde. Seit 1924 hatte die Kapelle ihr Zuhause im Gasthaus. St. Hubertus (Meiswinkel). Das Jahr 1924 brachte auch einen Wechsel in der musikalischen Leitung. Der Bruder des ersten Kapellmeisters, Heinrich Büdenbender, formte die Kapelle in den folgenden 31 Jahren zu einem Klangkörper, der bei vielen kirchlichen und weltlichen Festen aufspielte und die Herzen der Zuschauer erfreute. Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde der Musikverein stark belastet. Die Kapelle schrumpfte bis Kriegsende auf 12 Musiker zusammen. Trotzdem wurde durchgehalten. Im Herbst 1945 wurden die regelmäßigen Proben   unter der bewährten  Leitung von Heinrich Büdenbender wieder aufgenommen. Der sinnlose Weltkrieg hatte dem Verein tiefe Wunden gerissen und viele Musikkameraden auf den Schlachtfeldern zurückbehalten. Aber es fanden sich immer wieder junge Burschen, die sich anschickten, diese Lücken aufzufüllen und dem Verein die volle Besetzung gewährleisteten. So konnte am 4. und 5. August 1951 das 30jährige Bestehen der Kapelle würdig gefeiert werden. Im Jahre 1955 legte der langjährige Dirigent, Heinrich Büdenbender, aus Altersgründen den Taktstock nieder und setzte sich zur Ruhe. Er wurde für seine Verdienste um den Verein zum Ehrendirigenten ernannt. Heinrich Foitzik aus Grissenbach wurde sein Nachfolger. Er leitete die Kapelle bis 1959. Für seine kurze, aber engagierte Arbeit sei ihm gedankt. Eine neue Zeitepoche begann für den Verein im Jahr 1959 mit der Verpflichtung von Heinz Jacobs zum neuen musikalischen Leiter. Der hervorragende Dirigent und Musiklehrer gab der Kapelle dank seines fachmännischen Wissens und Könnens neue entscheidende Impulse. Unter seiner Leitung wurden die "Walpersdorfer" zu einem Begriff nicht nur für das Siegerland, sondern auch weit über dessen Grenzen hinaus.

Ein Bild der Kapelle beim 40-jährigen Vereinsjubiläum

 

Am 26. und 27. August 1961 wurde das 40jährige Bestehen mit einem großen Fest, an dem viele Nachbarvereine teilnahmen, gefeiert. Eine große Sorge für den Verein wurde in den folgenden Jahren die Nachwuchsfrage. Um den Weiterbestand der Kapelle auch für die Zukunft zu sichern, regte Kapellmeister Jacobs die Gründung einer Knabenkapelle an. Dank der Fürsprache von Pastor Weber und der Mithilfe der Eltern fanden sich über 20 Knaben im Alter von 8 bis 14 Jahren bereit, sich von Grund auf für die Blasmusik schulen zu lassen. Die Gründung der Knabenkapelle Walpersdorf-Nenkersdorf erfolgte am 10. März 1968. Schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit konnte der erste Auftritt stattfinden. Zur Freude ihres Kapellmeisters und aller Verantwortlichen setzte dieses Nachwuchsorchester gute Beispiele förderungswürdiger Jugendarbeit. Steigende Beliebtheit durch die vielen öffentlichen Auftritte in den nächsten Jahren verdienen es, einzelne Begebenheiten aufzuzählen:

 

Der Auftritt der Kapelle bei einem Bundesligaspiel im Bochumer

Fußballstadion begeisterte Musiker und Publikum gleichermaßen.

 

Insgesamt verzeichnete die Knabenkapelle 47 öffentliche Auftritte bis zu ihrer Eingliederung. 41 Jungen und Mädchen wurden im Laufe dieser Zeit durch Anleitung verschiedenster Helfer und Übungsleiter unter musikalischer Leitung durch Kapellmeister Jacobs ausgebildet und geschult. Diesen Helfern und allen Verantwortlichen gilt der aufrichtige Dank des Vereins.

Mit der größte Verdienstanteil bleibt an dieser Stelle dem Kapellmeister Heinz Jacobs, ohne die Verdienste und das Wirken einzelner Aktiver oder sonstiger Förderer zu schmälern.

Heinz Jacobs gelang es in all den Jahren, durch Fachkönnen und musische Begabung immer wieder, richtungsgebende, neue Impulse aufzuzeigen. Sein 25jähriges Dirigenten-Jubiläum wurde gemeinsam mit zahlreichen Freunden und Gästen gebührend gefeiert. Die ehemaligen Schüler wirkten viele Jahre lang und zum Teil bis heute als mittragende Elemente in den einzeInen Stimmsätzen der Kapelle und im Verein. Der Kapelle kam die zielstrebige Nachwuchsförderung in all den Jahren immer wieder zugute. Einige von vielen Auftritten und Einsätzen sollen hier in Erinnerung gebracht werden:

Das Jahr 1976 bot neben erfreulichen auch traurige Anlässe: Am 18. Mai verstarb Vereinswirt und Ehrenmitglied Hubert Meiswinkel. Unter großer Beteiligung vieler Musikfreunde trugen die Musiker am 15. Oktober den Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden Hermann Büdenbender zu Grabe. Beider Tod hinterließ echte Lücken im Verein. Ihre pflichtbewusste Art und ihr kluger Rat sind allen unvergessen. Eine gelungene Konzert- und Tanzveranstaltung in der Bismarckhalle am 4. Dezember, in Verbindung des Ortsverbandes Weidenau im VDS bildete den musikalischen Abschluss des Jahres. Einen Höhepunkt im Jahr 1977 brachte die Zusammenkunft der Kapelle mit dem von Funk- und Fernsehen bekannten Korvettenkapitän und Chef des Marinemusikkorps Nordsee, Hermann Goldbeck. Er komponierte (mit Text für Chorbegleitung) den bekannten "Köhlerbuben-Marsch".

Neben zahlreichen Festbesuchen und sonstigen Aufführungen bleibt ein Besuch im Standort der Bundeswehr in Burbach mit einem Ständchen am 30. September 1978 in Erinnerung. Zum 98. Geburtstag des ältesten Einwohners im Ort gratulierte der Verein am 5. Juni 1979. Ebenfalls ein Ständchen galt dem bekannten Volksmusiker Erich Schlosser, der des Öfteren in der Kapelle mitspielte, am 28. September 1979 aus Anlass seines 75. Geburtstages. Die Christmette 1980 schloss den Reigen des 59. Vereinsjahres mit seinem 37. Auftritt und dem 1167. der Kapelle insgesamt ab. Im folgenden Jahr 1981 standen dann die Feiern des 60. Vereins-Geburtstages im Mittelpunkt. Vom 19. bis 21.Juni 1981 feierten die Walpersdorfer, Freunde aus den Nachbarorten und musikalische Wegbegleiter wie Kapellen und der MGV Bochum Werne das Vereins-Jubiläum.

Im Jahr 1982 kaufte die Musikkapelle ein neues Zeltgerüst und 35 neue Garnituren Bestuhlung. Die Jugend wurde in diesem Jahr neu eingekleidet. Ein Frühlingskonzert eröffnete den Reigen der musikalischen Aktivitäten im folgenden Jahr. Anlass war die Deutsch­Niederländische Woche im Siegener Schlossgarten. Den Fußballrasen betraten die Walpersdorfer Musiker im Siegener Leimbachstadion, um zum Freundschaftsspiel der Sportfreunde gegen den HSV aufzuspielen. Das Zeltgerüst wurde durch eine neue Plane komplettiert. Ein rundes Jubiläum kann die Walpersdorfer Kapelle im Jahre 1984 mit ihrem Kapellmeister Heinz Jacobs begehen. Zu seinem 25jährigen Jubiläum als Dirigent der Walpersdorfer Kapelle gibt der Verein ein Konzert in der Weidenauer Bismarckhalle.

Im selben Jahr wirken die Walpersdorfer musikalisch an der Eröffnungsfeier des Geisweider SI-Hauses mit.

Im Jahre 1985 tragen die Musiker mit Franz Kölsch den letzten Mitbegründer der Kapelle zu Grabe. Bei einer Wahlveranstaltung in der Siegerlandhalle mit dem Bundeskanzler Helmut Kohl geben die Walpersdorfer musikalisch den Ton an.

Das 65jährige Vereinsbestehen feiert die Musikkapelle 1986 in der Kulturhalle Oberes Siegtal in Nenkersdorf.

Die Musiker zieht es 1987 erstmals in die Ferne. Eine viertägige Reise führt die Kapelle nach Tirol. Erneut sind sie im Kölner Rosenmontagszug aktiv, und beim Kreismusikfest in Kreuztal fehlen die Männer und Frauen aus dem oberen Siegtal ebenso wenig.

Das Jahr 1988 bringt der Musikkapelle Walpersdorf neben einem Radioauftritt in Attendorn einen Wechsel in der musikalischen Leitung. Es gibt ein Gemeinschaftskonzert mit dem Spielmannszug Blau-Weiß Niederdielfen und im September führt sich der Kammermusiker Alfons Zocha als neuer Dirigent der Kapelle ein. Mit Zocha kommt frischer Wind in die Kapelle, die mit intensiver Probenarbeit ihre Leistung steigern kann und neue Impulse vom neuen Kapellmeister erhält.

Der Festzug zur 750­Jahr-Feier Netphens unter strahlend-heißer Sommersonne zählt zu den großartigsten Umzügen der letzten Jahre im Netpherland. Viele tausend Menschen säumen 1989 die Straßen, um die Vielzahl an Gruppen und Festwagen zu sehen. Unter den Kapellen und Spielmannszügen fehlt auch nicht der Name der Walpersdorfer Kapelle.

Bewegende Momente beschert wohl jedem Musiker das Abspielen von Nationalhymnen. Bei den Fußball-Europameisterschaften der Damen hatten die Walpersdorfer sowohl in Siegen, als auch in Lüdenscheid diese Ehre, die Hymnen von Italien, Norwegen und Deutschland zu intonieren. Im Herbst treten die Vereinsmitglieder eine einwöchige Südtirolreise an.

Erstmals beim traditionellen Frühjahrskonzert in der Nenkersdorfer Kulturhalle führt 1990 Alfons Zocha den Taktstock. Zu den Höhepunkten des Folgejahres zählt neben der Traditionsveranstaltung in Nenkersdorf erneut eine Reise, die die Musiker diesmal ins Salzburger Land führt.

Nach der Teilnahme am Eiserfelder Festzug zum 700-jährigen Jubiläum im Jahr 1991 und der Teilnahme am Siegener Stadtfest 1993 beschert das Jahr 1994 der Walpersdorfer Musikkapelle ein kleines Jubiläum. Sie spielen zum 10. Male im Kölner Rosenmontags-Umzug mit.

Beim Rosenmontagsumzug in Köln

 

Ein weiteres Jubiläum feierte die Walpersdorfer Kapelle mit der Dorfgemeinschaft, als 1994 zur den 650-Jahr-Feiern geblasen wurde. Der Dorfgeburtstag wurde im Pfarrheim zünftig gefeiert. Des Weiteren trat die Kapelle bei einem Gemeinschaftskonzert mit dem Männergesangverein Hünsborn in der Kulturhalle Nenkersdorf auf.

1995 feierte der Männergesangverein Grissenbach sein 75jähriges Bestehen. Auch bei diesem Anlass spielten die Walpersdorfer Musiker auf, ebenso wie beim Jubiläum der Firma Walzen ­ Irle in Deuz, die mit ihrem Kredit vor 75 Jahren die Gründung der Kapelle ermöglicht hatte.